Statement von Kolja Erdmann zur aktuellen Corona-Krise

Kolja Erdmann ist 2020 zusammen mit Nicole Schimmelpfennig Teil des Sprecherteams der Wirtschaftsjunioren Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern. Er ist Unternehmer in Hanau und beschäftigt Mitarbeiter.

„Vor wenigen Wochen noch war es irgendein Virus, eine Grippe. Und innerhalb weniger Tage hat sich die Welt komplett gedreht: Homeoffice, Kindergärten, Schulen, Restaurants schließen, Kontakt- oder Versammlungsverbot. Und plötzlich sitzen wir da alle, sehen unsere Aufträge schwinden und stellen im Gehirn um vom optimistischen „2020 kann kommen“ auf „ich bin froh, wenn meine Firma das Jahr überlebt“.

Was das Gesundheitssystem kann, wie schnell man es erweitern könnte, wen man wie separiert, wie man die Schäden der Abschottung gegen die Schäden, die das Virus anrichtet, abwägt – ich bin froh, dass ich diese Entscheidung nicht treffen muss. Ich kann es nicht, keiner von uns kann das. Und all die Stimmen, die überall wach werden und auf Facebook selbsternannte Klardenker sind, die können es auch nicht.

Und bei aller Unruhe mit Blick auf die Zukunft steckt darin aber auch eine gewisse Ruhe. Denn so können wir auf das besinnen, was wir können: unter den gegebenen Umständen gute Unternehmer sein. Gute unternehmerische Entscheidungen treffen, voraus denken, solidarisch sein und am Ende das Bild des ehrenwerten, verantwortungsvollen Geschäftsmannes(/frau) hochhalten. Viele von uns stehen in der Verantwortung für Mitarbeiter. Auch das macht einen großen Teil aller Überlegungen und Sorgen aus. Wir brauchen uns in dieser Zeit. Mitarbeiter uns – aber wir auch unsere Mitarbeiter, wenn es wieder los geht mit der Wirtschaft. Wir sind an der Stelle angewiesen auf die Solidarität und das Gefühl, dass wir alle im selben Boot sitzen und uns Gedanken für einander machen.

Der Auftritt der Stadt Hanau beispielsweise ist bemerkenswert, besonders da das schon die zweite große Herausforderung für diese Stadt in 2020 ist. Die Geschwindigkeit, mit der auf die Situation eingegangen wird, von Stadt, Vereinen und Bürgern, und aktiv versucht wird sie zu gestalten, ist aller Ehre Wert. Sei es durch Information, Gutscheinaktionen vom Hanauer Marketing Verein, Mundschutze, die auf dem Wochenmarkt verkauft werden oder Ähnliches.

Aber andererseits sehe ich mit Sorge, dass viele unserer WJ-Mitglieder und Freunde berichten, die eigene Hausbank habe trotz der 80% Kreditabsicherung durch die KfW vor ein paar Tagen und selbst jetzt, trotz der 100% Absicherung, keine Kredite gegeben. Als Auflagen wurden dann gemacht, zuerst private Rücklagen für die Rente zu verbrauchen, private Aktien zu verkaufen (ausgerechnet jetzt) oder lieber mal anzuklopfen, wenn gerade keine Krise ist.

Liebe Banken, wenn alles läuft, brauchen wir keine Hilfe. Wir brauchen Euch als den Partner, als den ihr Euch in den Hochglanz Werbungen immer bewerbt – und zwar genau jetzt. Mit Taten. Es ist ein Risiko, für uns alle. Es macht Arbeit. Aber ihr seid ein großer Player in diesem ganzen Spiel. Wenn ihr uns jetzt im Stich lasst, ist das meiner Meinung nach ein großer Schaden für uns, für die Wirtschaft, für die Leute, die mit ihren Arbeitsplätzen daran hängen, selbst Kredite bei Euch offen haben und nicht zuletzt auch ein Imageverlust für Euch selbst, der sich nicht durch Luftballons verteilen auf dem Marktplatz wieder gut machen lässt.

Wir sind auf die Solidarität angewiesen und in vielen dieser Fragen sitzen wir tatsächlich im selben Boot. Eins hängt am anderen. Wer jetzt seine Schäfchen ins trockene bringen will und sinnbildlich Palettenweise
Klopapier bunkert, der lebt nicht in der Zeit einer Toilettenpapier-Krise, sondern ist Auslöser der Toilettenpapier-Krise.

Lasst uns durchhalten, nach vorne schauen, das Positive sehen, die Ruhe genießen und dann das beste unter den Optionen tun, die wir zur Verfügung haben.“

Kolja Erdmann
Sprecher der Wirtschaftsjunioren Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern

Weitere News