Die Podiumsdiskussion „Inklusion: Ein Gewinn für jedes Unternehmen?!“ am 11. Februar hat eindrucksvoll bewiesen, dass das Fragezeichen im Titel überflüssig ist. Was die Wirtschaftsjunioren Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern und der Förderkreis Marienkirche 2.0 mit ihrer Veranstaltung in der Alten Johanneskirche aufzeigten, war mehr als nur ein Gedankenaustausch – es war ein eindrucksvolles Plädoyer für die uneingeschränkte Teilhabe am Arbeitsleben.
Zum Auftakt richtete Dr. Maximilian Bieri, Bürgermeister der Stadt Hanau, ein Grußwort an die Gäste und unterstrich die Bedeutung von Inklusion für die gesamte Gesellschaft. „Mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Beeinträchtigung. Viele davon sind nicht in Arbeit – und das trotz Fachkräftemangels. Das zeigt deutlich, dass wir uns mehr um Teilhabe kümmern müssen“, so Bieri. Er würdigte die Veranstaltung als „starkes Zeichen für die Gemeinschaft“, besonders im Jahr der Special Olympics.
Bereits vor der eigentlichen Diskussion konnten die Teilnehmenden erleben, was Inklusion bedeutet: Beim Rollstuhlbasketball und dem Rollstuhl-Erlebnisparcours der Potenzial Pionieren wurde auf positive und unterhaltsame Weise schnell klar, dass es nicht um Mitleid geht, sondern um einen Perspektivwechsel. Ein Aspekt, der sich auch in den Worten von Mirko Korder, Geschäftsführer der Rhine River Rhinos und Mitgründer der Potenzial Pioniere GmbH, widerspiegelte: „Ein gutes Team sollte vielfältig sein. Wie im Mannschaftssport gleichen sich Stärken und Schwächen aus.“ Sein Appell an Unternehmen war unmissverständlich: „Wenn man sich als Unternehmer*in ernst nimmt, kommt man am Thema Inklusion nicht vorbei.“
Dass Vielfalt und wirtschaftlicher Erfolg zusammengehören, wurde durch zahlreiche Praxisbeispiele untermauert. Julia Garwermann, Global Inclusion Manager bei Evonik, teilte aus der Perspektive eines international agierenden Konzerns ihre Erfahrungen. Sie machte deutlich, dass ein systematischer und strategischer Ansatz entscheidend sei, um Inklusion nachhaltig in Unternehmen zu verankern. „In meinem Job geht es um Strukturen, Prozesse, den Arbeitsplatz, das Miteinander – alles muss bedacht werden“, erklärte sie. Dabei habe Evonik festgestellt, dass inklusive Teams nicht nur offener kommunizieren, sondern insgesamt leistungsfähiger seien. „Unsere Erfahrung zeigt, dass Menschen in inklusiven Teams mehr füreinander einstehen“, so Garwermann. Dennoch gebe es nach wie vor bürokratische Hürden, die den Fortschritt bremsen: „In jedem Bundesland sind die Regeln andere. Wir hätten gerne eine einzige Stelle, an die wir uns wenden können. Das würde vieles vereinfachen.“
Axel Auer, Regionalleiter der Vereinigten Lohnsteuerhilfe e.V., berichtete aus eigener Erfahrung, dass ein inklusiver Arbeitsplatz zwar Anstrengung erfordere, aber letztlich eine Bereicherung für alle sei. „Wir haben Unterstützung durch die Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA) bekommen – das hat uns sehr geholfen. Und ja, es ist Arbeit, einen inklusiven Arbeitsplatz einzurichten, aber es lohnt sich. Ich würde es immer wieder so machen.“
Dass viele Unternehmen immer noch Berührungsängste haben, konnte Marie-Louise Puls von der EAA bestätigen: „Viele Unternehmen denken, sie könnten die Herausforderungen der Inklusion nicht stemmen. Aber genau dafür sind wir da – um zu helfen.“ Sie forderte mehr Sichtbarkeit für das Thema: „Wir müssen die Unternehmen erreichen, ihnen zeigen, dass sie Unterstützung haben, und genau solche Veranstaltungen wie diese sind dafür wichtig.“
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion entwickelte sich ein lebhafter Austausch mit dem Publikum. Zahlreiche Gäste nutzten die Gelegenheit, eigene Erfahrungen zu teilen, Fragen an die Expert*innen zu stellen und Impulse für die Umsetzung von Inklusion im eigenen Unternehmen mitzunehmen. Besonders die praxisnahen Berichte der Podiumsgäste regten zu weiterführenden Gesprächen an. Die offene Atmosphäre zeigte eindrucksvoll, dass Inklusion nicht nur ein Konzept ist, sondern gelebte Realität werden kann – wenn alle Beteiligten aktiv mitwirken.
Die Botschaft des Abends war eindeutig: Inklusion ist kein Gutmenschentum, sondern eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Notwendigkeit. Projektmanager Maximilian Priess von den Wirtschaftsjunioren und Horst Rühl vom Förderkreis Marienkirche 2.0 brachten es auf den Punkt: „Wir wollen Hemmschwellen abbauen, konkrete Lösungsansätze aufzeigen und deutlich machen, dass Inklusion nicht nur gesellschaftlich notwendig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist.“
Mit diesem Abend wurde klar: Inklusion ist immer ein Gewinn – für Unternehmen, und die Gesellschaft.